Pressemitteilung vom 08. Apr 2025
Verkehrsarm bauen und wohnen in Bornheim
Lebhafte Diskussionsveranstaltung im Ratssaal
Anlass für die Informationsveranstaltung Anfang April ist die wachsende Kritik an der Bornheimer Siedlungspolitik der letzten Jahre. Die hiesige Landschaft wird zugebaut. Dabei entstehen weiterhin Neubausiedlungen, die zu viel Fläche verbrauchen, weil sie zu stark auf den Autoverkehr ausgerichtet sind. Verkehrsarme oder autofreie Siedlungen verbrauchen hingegen deutlich weniger Fläche und bieten gleichzeitig mehr Platz für Aufenthalt und Begegnung der Bürger.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Stefan Wicht (ADFC/LSV). In seiner Einleitung verwies er auf die unterschiedlichen Interessen im Konflikt um die Verteilung verfügbarer Flächen. Landwirtschaft, Naherholung, Autoverkehr, Siedlungsbau, Arten- und Landschaftsschutz konkurrierten um sie. Angesichts der anstehenden Kommunalwahl versprächen die Parteien den Schutz aller Interessen, was so aber kaum möglich sei.
Dr. med. Rolf Tüschen (LSV/VCD) zeigte medizinische Argumente auf, die dafür sprechen, den Autoverkehr in Wohnsiedlungen zu begrenzen. Flächen, die bislang im Übermaß dem Parken von Autos dienen, sollen stattdessen den Bürgern zur aktiven Nutzung überlassen werden. LSV-Vorstandsmitglied Tüschen: „Gesundheit braucht öffentliche Räume, in denen sich die Bürger sicher bewegen können. Das gilt zum einen für ältere und gehbehinderte Menschen, zum anderen für die gesunde Entwicklung von Kindern. Gesundheit braucht Begegnungsräume für die Anwohner, um Isolation und Einsamkeit zu vermeiden. Größere Grünflächen sind notwendig, gegen den Klimawandel, aber auch für eine direkte positive Wirkung auf die Psyche der Anwohner.“
Hans-Georg Kleinmann (VCD) stellte die autofreie Siedlung „Stellwerk 60“ in Köln-Nippes vor. Er unterstrich dabei die Flächenersparnis durch die Gestaltung der Siedlung als Fußgängerzone mit Verkehrswegen von 3,50 Metern Breite, die von Fahrrädern genutzt werden können. Kleinmann: „Autos werden am Siedlungseingang geparkt. Auf diese Weise bietet die Siedlung sicheren Aufenthalt und Bewegung für die Bewohner. Zudem wird der soziale Zusammenhang gestärkt. Es gibt eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur mit zwei benachbarten S-Bahn-Stationen, zwei Car-Sharing-Stationen, Fahrradtiefgaragen und fußläufigen Einkaufsmöglichkeiten.“
Der Bornheimer Architekt Helmut Görgen, Mitglied des hiesigen Seniorenbeirates, verwies auf verschiedene von der Stadt Bornheim geplante neue Baugebiete. Diese sähen zu wenige Grünflächen vor und räumten dem Autoverkehr zu viel Platz ein. Verkehrsarme Siedlungen seien notwendig: „Besonders geeignet, insbesondere für ältere Menschen, ist die geplante Siedlung am Hexenweg im Bornheimer Norden, die an das bestehende Einkaufszentrum und die geplante neue Haltestelle der Stadtbahnlinie 18 grenzt.“
An der lebhaften Diskussion beteiligten sich Vertreter nahezu aller Ratsfraktionen und Bürgermeisterkandidaten. Sie teilten die Forderung, neu entstehende Siedlungen verkehrsärmer zu gestalten und so den Bewohnern wieder mehr öffentlichen Raum zu geben. Die Sorge um die künftige Wohn- und Lebenssituation der alternden Bevölkerung bewegte viele Teilnehmer, was bei künftigen Planungen berücksichtigt werden müsse.
Schwierig bleibt das Thema Binnenverdichtung. Politischen Vorrang hat die Bebauung bislang freier Flächen in bestehenden Siedlungen. So soll die Ausdehnung der Städte gestoppt werden. Andererseits bedeutet Binnenverdichtung eine weitere Zunahme des Autoverkehrs innerorts, sofern es nicht gelingt, den Autoverkehr zu reduzieren.
Das Problem bei weiterer Freiflächenbebauung ist kaum lösbar. Rolf Tüschen: „Die vorhandenen Flächen sind so begrenzt, dass deren Nutzung intensiver diskutiert werden muss. Vorhandener Wohnraum muss besser genutzt werden. Binnenverdichtung sollte erfolgen - ohne übermäßige Mehrbelastung durch Autoverkehr. Wenn Siedlungen neu gebaut werden, dann unter geringem Flächenverbrauch, mit viel Grün und verkehrsarm.“