Pressemitteilung vom 05. Aug 2024

Abgrabung am Herseler See: Chance für den Artenschutz

LSV begrüßt Sand- und Kiesgewinnung in der Rheinebene

RohrweiheBereits heute jagt die extrem seltene, in der Nachbarschaft brütende Rohrweihe im Bereich der künftigen Abgrabungsfläche © Robin-Finn Hau
Stellungnahme des LSV

Der LSV und die Stadt Bornheim sind erleichtert über den von der Bezirksregierung Köln jetzt vorgelegten Regionalplanentwurf für Lockergesteine. In diesem werden keine Bergbaubereiche auf der Bornheimer Ville für die Gewinnung von Quarzkies und keine neuen Abgrabungsgebiete für Kies und Sand in der Rheinebene dargestellt.

Vereinsvorsitzender Dr. Michael Pacyna findet es richtig, „in Bornheim nach den großflächigen, Jahrzehnte andauernden Kies- und Sandabgrabungen nur noch ein bereits vorgesehener Abbaubereich für Sand und Kies nördlich des Naturschutzgebietes ´Herseler See` in der Rheinebene auszuweisen und damit die Vorleistung der Stadt anzuerkennen.“

In Bornheim sollen laut Bezirksregierung künftig Kiese und Sande also nur noch in einem bereits seit längerem vorgesehenen Abbaubereich gewonnen werden. Dieser liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum ´Herseler See`. Die Abgrabung an der Bornheimer Straße wird nach Überzeugung des Bornheimer Landschaftsschutzvereins (LSV) bereits mit Abbaubeginn perfekte Ersatzlebensräume für gefährdete Arten der früheren, heute fast verschwundenen Flussauenlandschaften schaffen.

Diese Einschätzung begründete der LSV-Vorsitzende und Biologe Dr. Michael Pacyna in der Sitzung des Bornheimer Umweltausschusses im Juli: „Die dort vorgesehene Abgrabung mit dem Rekultivierungsziel ´Schutz der Natur` bietet bei entsprechender Gestaltung die Chance, den dort im direkten Umfeld vorkommenden stark gefährdeten Amphibien Wechselkröte und Kreuzkröte, der ebenfalls unter Schutz stehenden Zauneidechse, dem seltenen Nachtkerzenschwärmer und den in der Niederrheinischen Bucht vom Aussterben bedrohten Vogelarten wie Flussregenpfeifer, Rohrweihe, Steinschmätzer und Kiebitz schon während des Abbaus neue Lebensräume zu schaffen. Da der Natur in Bornheim durch Gewerbe- und Wohngebiete und dem Straßenbau immer mehr Flächen verloren gehen, freut sich der LSV über jeden Ausgleich, der neu geschaffen wird.“

Der in den Umweltausschuss gewählte Sachkundige Einwohner Pacyna schlägt vor, nach Beendigung der Abgrabung den ökologischen Wert dauerhaft durch die Anlage temporärer Kleingewässer, Geröll- und Totholzhaufen und Sandflächen zu sichern.

Wie der LSV begrüßt auch die Stadt, dass es in Bornheim keine weiteren Abgrabungs- und Bergbauflächen mehr geben soll. Laut Dr. Wolfgang Paulus möchte die Stadt aber im Gegensatz zum LSV den Abgrabungsbereich später verfüllen, um die Fläche anschließend der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.

Diesen Vorschlag lehnte Bernd Marx, umweltpolitischer Sprecher der CDU, im Umweltausschuss allerdings entschieden ab. Die Einwohner der Rheinorte würden dann nicht nur durch die Sand- und Kiesabfuhr belastet, sondern müssten anschließend noch den LKW-Verkehr mit dem Verfüllungsmaterial für die ausgebeutete Grube ertragen.

Letztlich wird über die Frage, ob der Abgrabungsbereich anschließend renaturiert oder rekultiviert werden wird, die Bezirksregierung nach Abwägung der in Köln im Rahmen der Offenlage eingegangenen städtischen Stellungnahme und der LSV-Eingabe entscheiden.

Auszug Bornheim aus dem Planentwurf Lockergesteine Auszug Bornheim aus dem Planentwurf Lockergesteine der Bezirksregierung Köln  © Bez.-Reg. Köln
Kiebitz Brutpaare des einst auch bei uns häufigen Kiebitz konnten in der Umgebung der künftigen Abgrabung nachgewiesen werden   © Günter Scholz
rufendes Wechselkrötenmännchen In Laichstimmung: Rufendes Wechselkrötenmännchen in einem Kleingewässer bei Hersel   © Klaus Weddeling