Pressemitteilung vom 18. Feb 2022

Rheinspange: Zweifel an städtischer Strategie

LSV vermisst Vorrang für Verkehrswende

Auenwald am RheinuferDurch die geplante Rheinspange würden wertvolle Auewälder zerstört.© Dr. Michael Pacyna

Der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) ist „alles andere als glücklich“ über den am 20. Januar gefassten Beschluss des Bornheimer Mobilitäts- und Verkehrsausschusses zur „Rheinspange A 553“. Mit großer Mehrheit votierten die Ausschussmitglieder mit Ausnahme der Grünen auf Vorschlag der Stadtverwaltung für eine neue Tunnelvariante bei Godorf, da man glaubt, eine Tunnellösung dort sei entgegen der Auffassung der Autobahn-GmbH doch machbar.

„Diese neue Variante ist illusorisch“, kommentiert LSV-Geschäftsführer Klaus Benninghaus: „Sie wird allein an den exorbitanten Kosten eines 4,5 km langen Tunnelbaus zwischen dem Autobahnanschluss Godorf und dem Landstraßenknoten L150/L182 scheitern. Außerdem könnte trotz der vorgebrachten Argumentation für eine nördliche Rheinquerung der fatale Eindruck entstehen, hier werde nach dem St.-Florian-Prinzip vorgegangen: Hauptsache keine Autobahnbrücke bei uns.“

Der LSV fragt sich, wie man der ungebremst steigenden Lkw- und Pkw-Lawine begegnen kann. „Reagiert man mit dem ständigen Ausbau des Straßennetzes, trifft man eine fatale Grundsatzentscheidung. Man ergibt sich dem Zustand, so wie er ist. Der motorisierte Individualverkehr nimmt weiter zu, der Schwerlastverkehr zerstört Brücken und Autobahnen, die freie Landschaft wird weiter zugepflastert“, kritisiert Vereinsvorsitzender Dr. Michael Pacyna.

Anschluss Kölner Straße und GotenwegMögliche Trasse der Autobahn in Bornheim-Widdig© Dr. Michael Pacyna

Dem Klimaschutz widerspricht diese Strategie nach Auffassung des LSV diametral. Die Landschaftsschützer fordern deshalb von der neuen Bundesregierung eine Neubewertung des Bundesverkehrswegeplans mit dem Ziel einer Verkehrsverminderung. Und Behörden und politische Gremien auf allen Ebenen sollten das vorhandene Geld statt in Straßenneubauten lieber in für Mensch, Natur und Umwelt  verträglichere Maßnahmen investieren. Das sei angesichts der Folgen des Klimawandels letztlich ökonomischer.

Klaus Benninghaus nennt Beispiele möglicher Maßnahmen: „Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf Schiene und Wasser, Stärkung des ÖPNV, mehr Heimarbeitsplätze zur Reduzierung der Pendlerfahrten, Bau geeigneter Fahrradwege besonders für Berufspendler, Wasserbusse auf dem Rhein.“

Nach Ansicht von Michael Pacyna ist allein diese Strategie sinnvoll: „Der Verschleiß an Brücken und Straßen wird vor allem durch Schwerlastverkehr verursacht. Ein 40-Tonner-Lkw belastet und ermüdet durch Schwingungen, die er erzeugt, das Material einer Brücke so stark wie ca. 15.000 Pkw. Ein Güterzug kann so viele Container aufnehmen wie etwa 50 Lkw. An dezentralen Ladestationen können die Container dann von der Bahn oder von Binnenschiffen zur Feinverteilung im Nahbereich auf Lastkraftwagen umgeladen werden. Die Niederländer und Schweizer gehen mit beachtlichen Anfangserfolgen so vor und entlasten ihre Autobahnen.“

Der LSV wendet sich deshalb weiterhin generell gegen eine „Rheinspange A 553“ zwischen Köln und Bonn. Der Verein drängt Bornheims Rat und Verwaltung, sich konsequent für eine nachhaltige Verkehrswende statt für eine räumliche Verlagerung der Rheinspange einzusetzen.